Net Promoter Score (NPS) im HR: Chancen, Grenzen und wie man die Lücken schließt

Aug 17, 2025

Der Net Promoter Score (NPS) – und in der HR-Welt sein Pendant, der Employee Net Promoter Score (eNPS) – gilt als schnelle und einfache Kennzahl, um Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung zu messen. Viele Unternehmen nutzen ihn, weil er leicht zu erheben und zu kommunizieren ist.

Doch gerade im Personalbereich stößt NPS schnell an seine Grenzen: Er reduziert komplexe Mitarbeiterrealitäten auf eine einzige Zahl und blendet wichtige Zusammenhänge aus. Für ein wirklich aussagekräftiges Bild braucht es zusätzliche Ansätze, die Kontext, Ursachen und konkrete Handlungsfelder sichtbar machen.

Methodische Schwächen des NPS im HR

Selbstvorhersage statt Realität:
NPS fragt Mitarbeitende, wie wahrscheinlich es ist, dass sie das Unternehmen in Zukunft weiterempfehlen. Diese hypothetische Vorhersage ist jedoch unzuverlässig, weil sie nicht auf realem Verhalten basiert (Mecredy, Wright & Feetham, 2018).

Einzelne Frage, viele blinde Flecken:
Als Ein-Frage-Metrik kann der NPS die Vielschichtigkeit von Engagement nicht abbilden – im Gegensatz zu umfassenderen Umfragen (Sedlak, 2020).

Asymmetrische Einteilung:
Die Unterteilung in Promotoren, Passive und Detraktoren ist unausgewogen und kann Ergebnisse verzerren (Sedlak, 2020).

Vereinfachung komplexer Mitarbeiterrealität

Engagement ist mehrdimensional:
Motivation, Arbeitszufriedenheit und organisationale Bindung – all das gehört dazu. Der NPS reduziert diese Komplexität auf eine Zahl und blendet entscheidende Nuancen aus (Kharchenko, 2022; Yaneva, 2018).

Kein „Warum“ hinter den Zahlen:
Ein hoher oder niedriger Wert sagt nichts über die Ursachen aus. Ohne Kontext fehlen HR die Ansatzpunkte für wirksame Maßnahmen (Dulov et al., 2014).

Verzerrungen und Glaubwürdigkeitsprobleme

  • Mitarbeitende antworten nicht immer ehrlich – aus Angst vor Konsequenzen oder um das Unternehmen in gutem Licht erscheinen zu lassen (Seufert, 2014).

  • Oft sind es die engagiertesten Mitarbeitenden, die antworten, wodurch Daten verzerrt werden (Seufert, 2014).

Probleme bei der Interpretation

  • Irreführende Fokussierung: Organisationen optimieren manchmal nur den Wert, ohne die dahinterliegenden Probleme anzugehen (Sedlak, 2020).

  • Demografische Blindheit: Ähnliche Scores über verschiedene Gruppen hinweg können Unterschiede in Erfahrungen verdecken (Jaramillo et al., 2023).

  • Empfindlichkeit gegenüber Ausreißern: Wenige extreme Antworten können das Gesamtergebnis stark beeinflussen (Munoz, Laniado & Córdoba, 2020).

Häufige Missverständnisse rund um NPS im HR

  • „NPS ist nur für Kunden.“
    Ursprünglich für Kundenloyalität entwickelt, wird er im HR längst als eNPS genutzt (Skyttberg, Kottorp & Alenius, 2023; Bitencourt et al., 2023; Aguinis & Burgi-Tian, 2021).

  • „Ein hoher NPS bedeutet ein gutes Arbeitsumfeld.“
    Ein hoher Score sagt nur, wie wahrscheinlich eine Empfehlung ist – nicht, ob Karrierechancen, Work-Life-Balance oder Fairness stimmen (Haseli et al., 2023).

  • „NPS liefert detaillierte Einblicke.“
    Ohne offene Zusatzfragen fehlt die Tiefe, um echte Ursachen zu verstehen (Aguinis & Burgi-Tian, 2021; Haseli et al., 2023).

  • „NPS ist ein umfassendes HR-Metrik.“
    Alleinstehend taugt er nicht als Leistungskennzahl und sollte mit anderen HR-Indikatoren kombiniert werden (Haseli et al., 2023; Stepanovic et al., 2025).

Ergänzende Ansätze für mehr Aussagekraft

  • Weitere Metriken einbeziehen: Etwa emotionale Bindung und organisationale Treiber (Müller et al., 2023).

  • HR-Daten integrieren: Verknüpfen Sie NPS mit Kennzahlen wie Fluktuation, Abwesenheiten oder Performance, um Zusammenhänge sichtbar zu machen (Kharchenko, 2022).

Fazit: NPS ist nur ein Baustein – Kontext ist entscheidend

Der Net Promoter Score liefert ein einfaches Stimmungsbild, das sich gut kommunizieren lässt. Doch gerade im HR ist er als alleinige Kennzahl zu begrenzt, anfällig für Verzerrungen und oft missverständlich.

Ein integrierter Ansatz, der qualitative Rückmeldungen, emotionale Engagement-Faktoren und HR-Kennzahlen verbindet, liefert ein deutlich vollständigeres Bild. Genau in diesem Bereich setzen moderne Lösungen wie BrainTools an: Durch anonyme, kontextbezogene Rückmeldungen und KI-gestützte Analysen können sie Muster sichtbar machen, die ein reiner Score nicht zeigt. Damit wird aus einer Zahl ein echter Handlungsimpuls für Entscheider.